Donnerstag, 27. September 2018

Die Kirche ist doch kein Sportverein!

Diese Woche wurde im Rahmen der Herbst-Vollversammlung der deutschen, katholischen Bischöfe die Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" (MHG-Studie) veröffentlicht. Über diesen Bericht wurde in der Bischofsversammlung in Fulda auch beraten.

Auch wenn die Umsetzung von Maßnahmen oft Zeit in Anspruch nimmt, so werden einige Änderungen erfreulicherweise gleich ab sofort umgesetzt. Das ist für mich ein wichtiges Signal, dass die Katholische Kirche Fehler offen bekennt und bereit ist, in Zukunft was zu ändern!

Die Liste der Punkte, welche laut den Bischöfen ab sofort umgesetzt werden, findet sich frei verfügbar im Internet. Ich möchte deshalb nur ein paar Punkte beispielhaft nennen:
  • Wir erarbeiten eine Standardisierung in der Führung der Personalakten der Kleriker.
  • Wir werden zu den diözesanen Ansprechpersonen für Fragen sexuellen Missbrauchs zusätzlich externe, unabhängige Anlaufstellen anbieten.
  • Ohne eine unabhängige Aufarbeitung gibt es keine wirksame Veränderung und Gerechtigkeit. Wir wollen klären, wer über die Täter hinaus Verantwortung institutionell für das Missbrauchsgeschehen in unserer Kirche getragen hat.
  • Die für die katholische Kirche spezifischen Herausforderungen wie die Fragen nach der zölibatären Lebensform der Priester und nach verschiedenen Aspekten der katholischen Sexualmoral werden wir unter Beteiligung von Fachleuten verschiedener Disziplinen in einem transparenten Gesprächsprozess erörtern.
Ein schlimmeres "Werkzeug des Teufels" kann es doch fast nicht geben, als wenn sogenannte "Vorbild-Katholiken" Kinder missbrauchen und dadurch den ihnen anvertrauten Seelen Leid zufügen und die Katholische Kirche als Ganzes in den Dreck ziehen! Diese Personen machen die Arbeit von so vielen überaus engagierten und aufopfernden katholischen Laien und Priester zunichte! Darüber bin ich sehr erschüttert.

In der Bibel lesen wir darüber in Jeremia 23,1: "Wehe euch Hirten, die ihr die Herde meiner Weide umbringet und zerstreuet! spricht der HERR." 

Ärgerlich finde ich auch Aussagen von Nachrichtensprechern und -kommentatoren, die die Schuld für solch bösartiges Verhalten allein beim Stichwort "Zölibat" suchen. Damit macht man sich die Ursachenforschung meines Erachtens viel zu einfach! Ich glaube nicht an solche Ausreden. Es gibt einen Teufel. Es gibt böse Menschen und böse Taten - diese sind nicht einfach mit "Zölibat" zu entschuldigen!

Wenn es danach gehe, dann wäre ja jeder alleinstehende Mann und jede alleinstehende Frau auch ein potentielles kindermissbrauchendes Monster?  Ich denke, dass jeder Mensch selbst die Entscheidung zu treffen hat, wie er sich verhält. Hormonhaushalt hin oder her: Gott hat uns auch ein Gehirn und einen Willen gegeben. Es liegt schon an jedem selbst!

In der Bibel lesen wir zu der Frage der Eheschließung und Ehelosigkeit bei 1. Korinther folgende Aussagen:

"Den Unverheirateten und den Witwen sage ich: Es ist gut, wenn sie so bleiben wie ich. Wenn sie aber nicht enthaltsam leben können, sollen sie heiraten. Es ist nämlich besser zu heiraten, als sich in Begierde zu verzehren."

und

"Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn; er will dem Herrn gefallen. Der Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; er will seiner Frau gefallen. So ist er geteilt. Die unverheiratete Frau aber und die Jungfrau sorgen sich um die Sache des Herrn, um heilig zu sein an Leib und Geist. Die Verheiratete sorgt sich um die Dinge der Welt; sie will ihrem Mann gefallen. Dies sage ich zu eurem Nutzen: nicht um euch eine Fessel anzulegen, vielmehr, damit ihr euch in rechter Weise und ungestört immer an den Herrn haltet."

Der Grundgedanke des Zölibats ist also keinesfalls - so wie oft in den Medien dargestellt - dass Priester aus Schikane keine Ehe eingehen sollen. Ziel ist vielmehr, dass sie ein gottgefälliges Leben führen. - Ohne sich von irdischen Begierden verlocken und fehlleiten zu lassen!

Aus diesem Grund unterstütze ich persönlich die pauschale Forderung nach der Auflösung des Zölibats nicht. Sowohl für die Ehe, wie auch für die Ehelosigkeit gibt es für gläubige Katholiken Gründen.

Ich verstehe, dass die Kirche im Laufe der Jahre immer neue Herausforderungen meistern muss. Die Welt verändert sich. Gott selbst hat mit der Natur einen Kreislauf ständiger Veränderung geschaffen. Das sollte uns also keinesfalls ängstigen. Für mich persönlich ist trotzdem die Beständigkeit Gottes und seiner Gebote sehr ansprechend. Auch wenn sich die Welt ändert, so bleibt Gottes unendliche Liebe für uns Menschen immer fortbestehen. Seine Gebote gelten seit Jahrtausenden und - wenn wir ehrlich sind - machen sie heute noch mindestens genauso Sinn wie damals.

Deshalb denke ich, dass bei aller nötiger "Anpassung" in der Katholischen Kirche, trotzdem keine Reform nur der Reform willen erfolgen soll. Es ist erforderlich den Willen Gottes zu tun. Egal ob er heute gerade populär ist oder nicht. Die Kirche ist doch kein Sportverein, bei dem ich einfach mal die Satzung ändere!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen