Donnerstag, 28. Februar 2019

Missstände benennen und beten!

Der deutsche Staat rühmt sich zu Recht seiner Verfassung und seiner darin festgelegten Grundrechte. Der Gesetzestext beginnt in Artikel 1 mit dem oft zitierten Satz:

"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." (Art.1 Abs.1 GG)

Weiter heißt es dort im zweiten Absatz:

"Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt."

Das klingt ja wirklich toll. Und es wird sogar noch konkreter: In den Artikeln 4 und 5 sind die Religions- und Meinungsfreiheit verankert. In der Theorie bedeutet das, dass man in Deutschland seinen Glauben bekennen und ausleben darf. Wie gesagt: In der Theorie.

Ich sage ganz offen: Ja, ich bin sehr froh, in einem Land zu leben, in dem ich sonntags zur Kirche gehen und öffentlich in der Buchhandlung eine Bibel kaufen darf. Das sehe ich angesichts der Situation in vielen anderen Ländern als großes Privileg.

Dennoch erlebe ich - genauso wie andere praktizierende Gläubige unterschiedlicher Konfessionen - in der täglichen Praxis vielmals gesellschaftliche und gesetzliche Einschränkungen meiner freien Religionsausübung. Diese gehen sogar soweit, dass der Staat oder viele Arbeitgeber Handlungen wider den gesunden Menschenverstand und das eigene Gewissen fordern. Offensichtlich auch gegen das Grundgesetz.

Uns Christen ist der Sonntag heilig. Trotzdem verstehe ich es, dass auch an Sonn- und Feiertagen die Dienste in Krankenhäusern, in Altenheimen oder bei der Feuerwehr notwendig sind. Da lässt sich wohl nicht drüber streiten. Aber diese monetäre Gier von Unternehmen, die zu unzähligen verkaufsoffenen Sonntagen führt, die verstehe ich persönlich nicht. Meiner Meinung nach zählen die gesundheitlichen, familiären und seelischen Bedarfe hier mehr als Gewinnmaximierung.

Und wie sieht es mit Ärzten aus, die beispielsweise Abtreibungen nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können? Diese werden gekündigt oder der Zeitvertrag wird nicht verlängert. Oder ein weiteres gängiges Beipiel aus dem Klinikalltag: Aufgrund des Berechnungssystems von Krankenhäusern, bei dem je Behandlungsfall Pauschalen (sogenannte "DRG") kassiert werden, ist in vielen Kliniken die Anweisung an die Ärzte, auch bei todkranken Patienten noch "alle Behandlungen durchzuführen, die abgerechnet werden können" - egal ob man den Patienten damit noch weiteren Torturen unterzieht oder nicht, und auch wenn keinerlei Erfolgsaussicht vorliegt. Ganz ehrlich: Wie viele übergewichtige Patienten wurden wegen "zu hohem Behandlungsrisiko" weggeschickt, nur weil der Computer wegen des Gewichts eine höhere Narkose-Dosis berechnet, die dann "unwirtschaftlich" wäre? Alle im Gesundheitswesen Beschäftigten werden mir zustimmen: Solche Fälle gibt es regelmäßig.

Und es gibt noch viele weitere Beispiele! Was ist mit Psychiatern, die Gutachten für "Transgender-Patienten" erstellen und mit den Krankenkassenmitarbeitern, die diese Fälle prüfen müssen und die Kosten dafür bezahlen sollen? Auch wenn es viele nicht hören wollen: Ich habe in meinem Privatleben einige Leute getroffen, die sich für schwul oder gar "im falschen Körper" gehalten haben. Bei vielen war es ein Weg, um Aufmerksamkeit zu erhaschen, bei manchen war es eine "pubertäre Phase". Und sie alle haben über kurz oder lang festgestellt, dass sie doch "normal" sind. Und sie sind mittlerweile alle glücklich mit ihrem Leben und gehen selbstbewusst durch ihren Alltag. Keine OP kann dir das Selbstbewusstsein herbei zaubern oder die Probleme lösen, die dich sonst in deinem Alltag treffen!

Man kann dieses Thema noch unendlich fortspinnen: Bankangestellte und Versicherungsmakler, die statt bestmöglich zu beraten irgendwelche Tarife verticken müssen. Die Modeverkäuferin, die der Kundin das "zauberhafte" Kleid aufschwatzt, das total grauenvoll aussieht, nur damit sie abends von der Filialleitung keinen Anschiss bekommt.

Ich habe wirklich Mitleid mit all jenen Ärzten, Medizinern, Krankenkassenmitarbeitern und allen Beschäftigten in den unterschiedlichsten Berufen, die gegen ihren Willen und ihre Überzeugung Aussagen gegenüber Kunden treffen oder gar Handlungen vornehmen müssen. Das erschüttert mich wirklich zutiefst. Manchmal frage ich mich schon, welche Berufe man als praktizierender Christ überhaupt noch ausüben kann. Andererseits will ich die "Hauptjobs" auch nicht allein den Gotlosen überlassen.

Da hilft wohl nur noch beten...

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