Samstag, 23. März 2019

Groupies für den "Anstand"?

Manchmal habe ich das Gefühl, dass man sich für Anstand in dieser Welt mehr rechtfertigen muss als für Fehlverhalten. Geht das Euch auch so?

Wenn ich beispielsweise auf einer Party einfach Spaß haben will - ohne Alkohol und Zigaretten! Da ist für die Partygäste gleich klar, dass ich entweder Fahrer oder schwanger bin. Wenn ich betrunken die Kloschüssel umarmt hätte, hätte ich wohl weniger Diskussionen geführt, als wenn ich sage "Danke, ich trinke lieber Limo." Und nein, ich hatte auch keinen Totalabsturz letzte Woche. Ich feier und tanze gerne. Aber ich brauche dazu weder Alkohol noch Tabak. Und ich verlasse die Feier dann, wenn ich müde bin und bevor die Stimmung kippt. 

Mit meinem Verhalten mache ich mir nicht immer Freude. Aber kürzlich hatte ich zum ersten Mal "Groupies". Davon möchte ich Euch erzählen:

Ich war auf einer feuchtfröhlichen Privatparty eingeladen, bei der ich nur den Gastgeber kannte. Da ich ungern nach anderer Leute Pfeife tanze, war ich nach kurzer Zeit der einzige komplett nüchterne, nichtrauchende Gast. Der Stimmung tat es keinen Abbruch. Auf dieser Party war es aber das erste Mal, dass manche Gäste begannen, ernsthaft darüber nachzudenken, warum sie selbst eigentlich gerade rauchten und tranken. War es, weil sie es genossen? Oder weil es einfach alle anderen auch taten? 

Über diese Wendung war ich ziemlich erstaunt. Es entstand eine unterhaltsame Diskussion - nicht nur mir gegenüber, sondern auch unter den anderen Gästen. Es fielen Sätze wie "Die ist so voll straight." und "Die mag das nicht und dann macht sie es nicht. Egal, was die anderen sagen."

An diesem Abend wurde mir bewusst, wie viele Leute einfach "mit dem Strom schwimmen". Sie umgeben sich mich Leuten und tun Dinge, weil es "sich so gehört". Dabei überhören sie ihre eigene Stimme und achten gar nicht mehr darauf, was sie selbst wollen, was ihnen gut tut.

Mir ist bewusst, dass unsere Gesellschaft bestimmte Spielregeln hat. Es kann nicht jeder einfach mit dem Kopf durch die Wand. Und diese Spielregeln geben unserem Leben Ordnung und sind zum Großteil auch sinnvoll. Aber manchmal sind es diese vielen Kleinigkeiten, bei denen wir uns immer wieder verbiegen lassen und die uns auf Dauer so viel Kraft rauben und uns langfristig schaden. 

Ich habe an mich selbst den Anspruch, dass ich mein Leben so gut wie möglich gestalte und meister. Mit Gottes Hilfe. Aber ich lebe nicht zur Bespaßung und Unterhaltung meiner Nachbarn und Bekannten. Ich habe eine eigene Meinung und selbst wenn diese unpopulär ist, dann stehe ich trotzdem dazu. Das kostet Kraft. Aber es kostet weniger Kraft als täglich eine Person zu spielen, die ich nicht bin.

Lieber Leser, 
wenn es Dich glücklich macht, bis morgens um 6 Uhr durchzutanzen, dann danke Gott in deinem Herzen und feier! 
Wenn es Dich glücklich macht, abends ein Glas Rotwein zu trinken oder mit den Kumpels das Weizen zu zischen, dann danke Gott in deinem Herzen und genieß es!
Aber verbieg Dich nicht für diese Welt! Das ist es nicht wert. Gott liebt Dich so wie Du bist!

Der Weisheitslehrer Jesus Sirach sagte drüber:

"Häng deinen Mantel nicht nach dem Wind und tanze nicht auf jeder Hochzeit; beides tun doppelzüngige, charakterlose Menschen. Bleibe entschieden bei deiner Überzeugung und steh zu dem, was du sagst. Sei immer bereit zu hören, aber laß dir Zeit mit der Antwort! Antworte einem anderen nur, wenn du weißt, wovon du redest; sonst halte lieber den Mund! Was du sagst, kann dir Ehre oder Schande einbringen."

2 Kommentare:

  1. Chapeau! Ich finde Deine Einstellung großartig, auch die Art und Weise, wie Du sie begründest, so z. B.: "Ich habe an mich selbst den Anspruch, dass ich mein Leben so gut wie möglich gestalte und meister. Mit Gottes Hilfe. Aber ich lebe nicht zur Bespaßung und Unterhaltung meiner Nachbarn und Bekannten. Ich habe eine eigene Meinung und selbst wenn diese unpopulär ist, dann stehe ich trotzdem dazu. Das kostet Kraft. Aber es kostet weniger Kraft als täglich eine Person zu spielen, die ich nicht bin."
    Diese Haltung erinnert mich an die Worte einer amerikanischen Autorin, die schreibt: „Was die Welt am dringendsten braucht, das sind Männer und Frauen, die sich weder kaufen noch verkaufen lassen, Männer und Frauen von innerster Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit, Männer und Frauen, die sich nicht fürchten, das Unrecht beim Namen zu nennen, Männer und Frauen, deren Gewissen so genau zur Pflicht steht wie die Magnetnadel zum Pol, Männer und Frauen, die für das Recht eintreten – selbst wenn der Himmel einstürzte.“
    Ich wünsche Dir viel Standhaftigkeit aus der Beziehung zu Gott! Elí

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    1. Lieber Eli, herzlichen Dank für den durchdachten Kommentar. Ich freue mich sehr über dieses Feedback!

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